Hauptinhaltsverzeichnis   Großer Übersichtsplan und Gartenbereiche Geschichte, Funktionen und ästhetische Konzeption des Gartens Virtuelle Rundgänge, Rundblicke, Durchblicke und Ansichten von früher und heute Besondere - v.a. architektonische - Ausstattung Botanisches Impressum, Literatur, Danksagung und mehr
 

 
Ausgangssituation

Graf Anton Günther u. Dänen-Zeit

Rastede

Gelände

Anfänge

Lasius-Plan

Bosse-Plan

Vergrößerungen

Grundriss-Vergleich

20. Jahrhundert

Ästhetische Konzeption

Funktionen und Intentionen

 

Ästhetische Konzeption

Verschiedene Merkmale des Gartens, die ihn als einen englischen Landschaftsgarten ausweisen, sind bereits genannt worden: Das Eingebundensein in die umgebende Landschaft, die Ausblicke in diese, die Weitläufigkeit des Geländes, v.a. die weiten Rasenflächen mit entsprechenden Prospekten, Gehölze als den Park an seinem Rand abschließende Gehölzgruppen oder in Form von Clumps. Ergänzend zu nennen wären die Bedeutung von Abwechselung bietenden Kontrasten (Freiflächen und Gehölze, Licht und Schatten, hoch und niedrig, Farbkontraste usw.), die Anlage eines Belt walk, der Umstand, dass dem für den Landschaftsgarten wichtigen Element Wasser durch den See, durch die an der Ostseite verlaufende Hunte sowie durch die den Garten durchquerende Hausbäke Rechnung getragen wird. Typisch ist auch das Moment des Überraschenden, dem sich in typischer S-Form schlängelnde Wege dienlich sind, die einerseits oft unerwartete, neue Ausblicke ermöglich, andererseits vom Besucher ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit verlangen, um keinen View zu "verpassen". Besonders zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Point de vue sowie die Sichtachsen, die den Garten an vielen Stellen durchschneiden (teilweise besser: durschnitten) und so differnzierte Landschaftsbilder im Sinne eines Picture gardens entstehen lassen. Einige dieser Sichtachsen zeigen wir Ihnen anhand von Kartenmaterial und Abbildungen im Bereich Durchblick.

Auffällig ist jedoch das für einen englischen Landschaftsgarten untypische Fehlen von Staffagebauten. Weder finden wir für ein der Aufklärung verpflichtetes Denken typische Tempel, duch die entsprechende Tugenden betont werden sollen, noch sind eher einem romantisch-sentimentalen Denkansatz zuzuordnende Ruinen-Architekturen oder Chinoiserien vorhanden. Vermutlich war Geldmangel die Ursache für das Fehlen solcher Architekturen.

Ein anderer Erklärungansatz für das Fehlen von Staffagearchitektur wäre der Einfluss Humphry Reptons (1752-1818) bei der ursprünglichen Konzeption des Gartens, auf den Pühl (*) verweist. Repton war ein Vertreter des pittoresken, des malerisch-reizvollen Ansatzes des englischen Landschaftsgartens. Typisch für Repton ist erstens, dass er Gärten "selten mit klassischen Gebäuden oder künstlichen Ruinen" (*) ausstattete, deren Fehlen in Oldenburg auffällt. Repton betonte zweitens die besondere Funktion "formalisierter Separatgärten" (*), in denen Blumen in unregelmäßig geformten und verstreut gelegenen Beeten gepflanzt wurden. Auch dies findet sich im Oldenburger Schlossgarten belegt: einerseits in Form des Blumengartens, in dem ursprünglich ebensolche Beete vorgesehen waren , andererseits aber auch in dem Unstand, dass früher auch außerhalb dieses Sondergartens Blumen durchaus eine Rolle spielten: die von Bosse an verschiedenen Stellen im Part angelegten Shrubberies waren auch mit Stauden und Blumen bepflanzt (*). Ein weiterer Beleg für die Orientierung an Repton könnte auch die von diesem empfohlene Anlage eines Pleasuregrounds sein, der allerdings erst nach 1842 realisiert wurde.